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Titanenwurz blüht ab heute nur drei Tage

Größte Stinke-Blume der Welt aus Indonesien im Botanischen Garten Berlin zu sehen und zu riechen
Dienstag 23. Juni 2015

Die größte Blume der Welt hat sich heute Nachmittag im Botanischen Garten Berlin begonnen zu öffnen und wird sich im Laufe des Nachmittags voll entfalten. Die gigantische Blume der Titanenwurz (Amorphophallus titanum) ist eine der spektakulärsten Erscheinungen in der Pflanzenwelt und eine große Seltenheit. Das eigentliche Blütenspektakel dauert nur drei Tage. Der Blütenstand maß heute Morgen (23.06.2015) 1,08 Meter von der Erdoberfläche bis zur Spitze. Täglich aktualisierte Informationen zur Titanenwurzblüte und eine Live Webcam können unter www.botanischer-garten-berlin.de abgerufen werden. Das tropische Gewächs aus Indonesien ist im Begoniengewächshaus zu bestaunen. Der erste Blühtag (heute) ist aufgrund des intensiven Aasgeruchs am Spektakulärsten. Der Botanische Garten ist täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist bis 20.30 Uhr möglich.

Direktlink zur Webcam www.bgbm.org/de/titanenwurz/webcam
Pressebilder www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Titanenwurz

Was wird während der kommenden drei Tage zu sehen und zu riechen sein?
An jedem der nächsten drei Tage wird die Titanenwurz anders aussehen und ist an jedem Tag sehr sehenswert: Die Pflanze ist ein Nachtblüher und im Laufe des heutigen Nachmittags (23.06.2015) wird sich ein großes Hochblatt (Spatha) vollständig öffnen, welches den großen Kolben (Spadix), einem hochfliegenden Rock gleichend, umgibt. Die Titanenwurz gibt vor  am ersten Blühtag bzw. der ersten Blühnacht einen intensiven Aasgeruch ab. Der volle Duft wird sich jedoch in den Abendstunden entfalten. Im Laufe des zweiten Blühtages (24.06.2015) wird sich das Hochblatt ganz langsam schließen, ein Gestank kann nicht mehr wahrgenommen werden. Im Laufe des dritten Tages (25.06.2015) ist das botanische Schauspiel vorüber: Der Blütenstand beginnt zu welken und allmählich in sich zusammenzufallen. Unter www.botanischer-garten-berlin.de sind weiterhin Fotos und Zeitraffer Aufnahmen der Blütenstandsentwicklung abrufbar.

Übler Geruch nach Aas
Mittels Aasgeruch lockt die Titanenwurz in der Natur Fliegen durch ein Täuschungsmanöver in den Blütenstand, die für ihre Eiablage einen verwesenden Tierkadaver suchen. Im Blütenstand der Titanenwurz finden die Fliegen keinen geeigneten Brutplatz – aber sie bestäuben bei ihrem Besuch die weiblichen Blüten, die nur in der ersten Nacht Pollen aufnehmen können. Erst in der zweiten Nacht öffnen sich die männlichen Blüten und geben ihren Pollen ab – eine perfekte Strategie, um Selbstbestäubung zu verhindern. Damit der Geruchslockstoff besonders gut verströmt, erhöht die Pflanze die Temperatur im Kolben gegenüber der Umgebung und der Blütenstand gleicht einer Geruchsfackel. Während der ersten Nacht ist der Geruch besonders intensiv, danach deutlich geringer.

Riesenblume aus Indonesien
Die Titanenwurz, Amorphophallus titanum, ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Aronstabgewächse. Sie bildet eine unterirdische Knolle aus, die über 100 kg Gewicht erreichen kann. Erst nach mehreren Jahren kann aus der Knolle ein Blütenstand mit einer Größe von bis zu drei Metern hervorgehen. Nach dem Guinness Buch der Rekorde ist es die größte Blume der Welt (Rekord bei 3,10 Meter, Winnipesaukee Orchids in Gilford, New Hampshire, USA, 2010). Die Pflanze wurde in Sumatra (Indonesien) vom italienischen Botaniker Odoardo Beccari 1878 entdeckt. Sie ist in der Natur stark gefährdet, da ihr Lebensraum, der Regenwald, zerstört wird.

Schwierige Kultur
Die Pflanze, die jetzt in Berlin einen Blütenstand hervorbringt, stammt aus einer Nachzucht des Palmengartens Frankfurt von 2003 und geht auf eine am 11.5.1992 in Indonesien, Sumatra, in der  Nähe von Padang gesammelte Wildherkunft zurück. Sie weist eine unterirdische Knolle auf, deren Gewicht regelmäßig beim Umtopfen der Pflanze im Ruhestadium gemessen wird. Beim letzten Umtopfen am 9.1.2015 wog die Knolle knapp über 17 kg und ist damit noch recht klein – die aktuelle Entwicklung eines Blütenstandes ist also umso überraschender. Aufgrund des geringen Gewichts der Knolle wird er allerdings auch vergleichsweise klein ausfallen, die Wissenschaftler des Botanischen Gartens erwarten eine Blütenstandshöhe von etwa anderthalb Metern. Die Kultur der Titanenwurz ist sehr schwierig und eine Blüte somit ausgesprochen bemerkenswert. Im April 2009 und Mai 2011 bildete ein anderes Exemplar erfolgreich einen Blütenstand aus und wurde von zahlreichen Besuchern im Botanischen Garten Berlin bestaunt.

Was wird nach der Blütezeit zu sehen sein?
Die Pflanze entwickelt nur ein einziges großes Laubblatt, welches jedoch mehrere Meter Höhe erreichen kann und einem kleinen Baum ähnelt. Nach bis zu 24 Monaten wird das Blatt eingezogen und die Knolle macht eine Ruhepause, bevor sie erneut ein Laubblatt oder nach mehreren Jahren auch einen neuen Blütenstand austreibt. Sofern der Blütenstand unter Kulturbedingungen nicht bestäubt wurde, lebt die Pflanze weiter. Werden jedoch nach künstlicher Bestäubung orangerote Beerenfrüchte ausgebildet (Reife erst nach ca. 8 Monaten), sterben die Pflanzen danach häufig ab.

Große Blume und kleine Blüte
Biologisch betrachtet handelt es sich bei der Titanenwurz um „die größte Blume der Welt“ und nicht um „die größte Blüte der Welt“. Die Blüten der Titanenwurz sind selber recht klein, doch sind mehrere hundert männliche und weibliche Blüten in einem großen kolbenförmigen Blütenstand vereint. Dieser Blütenstand wird insgesamt als „Blume“ bezeichnet, da er bestäubungsbiologisch eine Einheit bildet und wie eine einzige, riesige Blüte funktioniert.

Titanenwurz im Botanischen Garten Berlin

  • Eingänge: Königin-Luise-Platz (Bus 101, X83) und Unter den Eichen (Bus M48)
  • Standort: Gewächshausanlage, Begonienhaus (Haus B)
  • Geöffnet: Juni: täglich von 9 bis 21 Uhr (letzter Einlass 20.30 Uhr)
  • Eintritt: Erwachsene 6 €, ermäßigt 3 €. Ab 17 Uhr: 3 €. Kinder bis 6 Jahren haben Eintritt frei
  • Info: www.botanischer-garten-berlin.de

Pressekontakt:
Gesche Hohlstein, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin,
Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin
Tel. 030 / 838 50134, E-Mail: g.hohlstein@bgbm.org

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