Freie Universität mit "Zustimmung im Einzelfall" erfolgreich
Den Gärtnern und Wissenschaftlern des Botanischen Gartens Berlin-Dahlem fällt ein Stein vom Herzen. Gerade noch rechtzeitig, bevor das neue Glas für die Fassade des Großen Tropenhauses in Produktion gehen muss, ist es gelungen, die notwendige „Zustimmung im Einzelfall“ für eine hochmoderne und weltweit einmalige Verglasung zu bekommen.
Die bisherigen, inzwischen undichten Acrylglasscheiben genügen schon wegen Ihrer geringen Dicke von 6 mm den heutigen Anforderungen an geringe Wärmedurchgangswerte nicht mehr [Foto: M.Krebs]
Seit einem Jahr laufen die Arbeiten zur
Grundsanierung des 100 Jahre alten denkmalgeschützten
Wahrzeichens auf Hochtouren. Der für den Herbst geplante
Austausch der verwitterten und undicht gewordenen
Acrylglashülle gegen ein hochwertiges Wärmeschutzglas ist
eine der wichtigsten Maßnahmen, um den Energieverbrauch des
60 m langen, 29 m breiten und 26,50 m hohen Gewächshauses
um 50% senken zu können. Zur Optimierung der Lichtausbeute
für die lichthungrige Tropenvegetation wird eine sehr
spezielle Glas-Rezeptur (eisenoxidarmes Weißglas) sowie
eine Anti-Reflex-Beschichtung verwendet. Selbstverständlich
ist, dass zum Schutz für Besucher und Gärtner vor herabstürzenden
Glassplittern im Unglücksfall das Glas im Überkopf-
bereich
als Sicherheitsglas ausgeführt werden muss. Alle diese
Komponenten lassen eine hochmoderne Glas- hülle entstehen,
wie sie im Rahmen einer zeitgemäßen Sanierung als Stand
der Technik auch erwartet werden kann.
Sorge bereitete den Botanikern jedoch, dass handelsübliches
Sicherheitsglas kein UV-Licht durchlässt. Gerade dieser
Sonnenlichtbestandteil wird von vielen der seltenen und
teils vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten im Tropenhaus
dringend benötigt, um normal zu wachsen und um
ausreichend Blüten und Samen für Ihre arterhaltende
Vermehrung zu bilden.
Um trotzdem UV-Strahlung ins Tropenhaus zu bekommen,
wurde eine sehr spezielle Bauart für das Sicherheitsglas gesucht und nach aufwändigen Recherchen vom
Generalplaner für das Bauvorhaben, Haas Architekten BDA,
auch gefunden. Allerdings ist dieses besondere
Sicherheitsglas so neuartig, dass es baurechtlich bisher
nicht zugelassen war. Auf Initiative der Technischen
Abteilung der Freien Universität Berlin wurden deshalb
umfangreiche Untersuchungen für ein
sicherheitstechnisches Gutachten in Auftrag gegeben. Die
Anstrengungen hatten jetzt Erfolg: Der Antrag auf eine
„Zulassung im Einzelfall“ bei der Obersten Bauaufsicht
des Landes Berlin war erfolgreich. Das weltweit einmalige
Glas darf eingebaut werden.
Das Projekt wird aus dem Umweltentlastungsprogramm (UEP) gefördert, das von der Europäischen Union über den Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und vom Land Berlin (Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz) kofinanziert wird. Weitere Mittel stammen aus der Hochschulbauförderung (HBFG) des Bundes und der Länder, von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin sowie von der Freien Universität Berlin.