Abschließende Bemerkungen

 

A. v. Gutbier brachte eigenhändig umfangreiche Sammlungen zusammen und untersuchte diese mit großer Sorgfalt. Die Qualität der GUTBIER‘schen Buchveröffentlichung 1835/36 ist unbestritten, aber es fehlen zu den 11 Tafeln die Erläuterungen und damit eine Übersicht der Abbildungsbeschriftungen zu seinen wundervollen Zeichnungen fossiler Pflanzen des Zwickauer Steinkohlenbeckens. Diese Tafelerläuterungen werden zum Zwecke einer besseren Nutzung der Arbeit Gutbiers zusammengestellt.

 

August von Gutbiers Buch ,,Abdrücke und Versteinerungen des Zwickauer Schwarzkohlengebirges und seiner Umgebungen” erschien 1835 im Verlag der G. Richter‘schen Buchhandlung in Zwickau mit dem dazugehörigen 11 Abbildungstafeln umfassenden Tafelband, der die Jahreszahl 1836 trägt bzw. auch zusammengefaltet dem Textband beigefügt verkauft wurde. Diese Arbeit gehört seitdem zu den klassischen Grundlagenwerken der Paläobotanik, die als Wissenschaft mit den Arbeiten E. F. v. Schlotheims 1804 und 1820, K. M. v. Sternbergs 1820-1836 und Adolphe Brongniarts 1822 und 1828-1837 ihren Anfang nahm. Nach den Regeln der Botanischen Nomenklatur ist das wissenschaftliche Anfangsdatum sogar genau an die Jahreswende 1820-1821 gelegt. Es gibt seitdem keine paläobotanische Abhandlung, die die Oberkarbonflora eines Landes der Nord-Hemisphäre unserer Erde betrifft, in der diese Gutbier‘sche Arbeit oder eine von ihm damals erstmals benannte Pflanzenart nicht zitiert wäre. Leider weisen diese 11 Abbildungstafeln mit insgesamt 164 Abbildungen einen Mangel auf: Was auf ihnen dargestellt ist, ist lediglich im Buchtext beschrieben, und bei einigen Abbildungen fehlt die Erläuterung bis zum heutigen Tage. Bei einigen anderen Abbildungen wurde die Erläuterung in einer später erschienenen Arbeit (Gäa von Sachsen 1843) nachgeholt. Dies erschwert die Benutzung der Tafeln erheblich und insbesondere ausländischen Fachkollegen muß es fast unmöglich erscheinen, das Abgebildete schnell und sicher zu nutzen. Hinzu kommen einige wenige Druckfehler im Text, die nur dem Kenner und Bearbeiter aller fossiler Pflanzen dieses Buches auffallen. Aus diesem Grunde wurden die Erläuterungen für die Tafeln aus dem Textband heraus rekonstruiert und übersichtlich zusammengestellt. Damit kann im GUTBIER‘schen Sinne diese nun übersichtliche Abbildungsbenennung nachgeholt werden.

 

Die Lebens- und Arbeitsdaten A. v. GUTBIERs sind 1968 in einem kurzen Aufsatz von W. LANGER, Bonn, zusammengestellt. Die wichtigsten Autoren, die sich nachfolgend mit der Zwickauer Steinkohlenflora befaßten, waren H. B. GEINITZ 1855, T. STERZEL 1881 und 1901 und R. DABER 1955. In diesen Arbeiten kann man im Einzelnen nachschlagen, wenn man sich zur heutigen Benennung der Gattungen orientieren will oder die Synonymie der Arten verfolgt. In den hier nachfolgend aufgeführten Tafeltexten ist bewußt jede Interpretation vermieden worden, damit man die A.v.Gutbiersche Aussage unverändert nachlesen kann.

 

Christian August v. Gutbier wurde am 11.7.1798 in Roßwein (Sachen) geboren und starb am 9.5.1866. In Zwickau war A.v.Gutbier als Oberleutnant tätig. Die Tafeln hat er eigenhändig gezeichnet und am linken unteren Rand signiert. Der Druck erfolgte im Steindruckverfahren in Zwickau. A. v. GUTBIER lebte insgesamt 28 Jahre (1821-1849) in Zwickau, ehe er als königlich sächsischer Oberst und Unterkommandant der Festung Königstein im Süden von Dresden und Pirna seine Karriere beendete (POGGENDORFF 1863). Mit HANS BRUNO GEINITZ (1814-1900) in Dresden war er in den 40er Jahren engstens fachlich und mit ERNST FRIEDRICH GERMAR (1786-1853) in Halle fachlich und verwandtschaftlich verbunden. Mehrfach zitiert er demgemäß auch den Fundort Wettin für von ihm beschriebene Arten aus dem Zwickauer Oberkarbon (Westfal D), obwohl die große Arbeit von GERMAR erst Jahre später (ab 1845) in Halle erschien. E. F. GERMAR und F. KAULFUSS hatten aber 1831 bereits in der ,,Leopoldina” in Halle ,,Über einige merkwürdige Pflanzenabdrücke aus der Steinkohlenformation” berichtet und veröffentlicht. Daran knüpfte der damals 37-jährige Oberleutnant in Zwickau in sehr gekonnter und ausgereifter Weise an. Wir dürfen annehmen, daß zur Abfassung und Herausgabe GUTBIERs ,,Geognostischen Beschreibung des Zwickauer Schwarzkohlengebirges und seiner Umgebungen” (1834) und dann zur Herausgabe seiner ,,Abdrücke und Versteinerungen des Zwickauer Schwarzkohlengebirges...” (1835/ 1836) mehrere Jahre gründlicher Arbeit notwendig waren. Allein die Akribie seiner Pflanzenfossilzeichnungen muß zahllose Stunden und Zeichnen am Stück und unter der Lupe und dies mit Gänsekiel oder auch Bleistift gekostet haben.

 

FRIEDRICH AUGUST II. von Sachsen, ab 1830 Mitregent und von 1836-1854 König, war in außergewöhnlicher Weise an den beschreibenden Naturwissenschaften wie Mineralogie und Botanik interessiert (SEEGER & THALHEIM 1996). So kam es zu dem seltenen Fall, daß ein Mann mit einer militärischen Karriere in der geologischen, insbesondere der Oberkarbon- und Rotliegendforschung so engagiert und so grundlegend arbeiten konnte, wie A. v. GUTBIER und damit zu einem Klassiker der Paläobotanik werden konnte.

 

Offensichtlich hatte A. v. GUTBIER keine Scheu und keine nationalen Vorurteile mit den Fachkollegen in Prag, Gotha, Paris und England in Kontakt zu treten und ihre damals noch sehr frisch veröffentlichten Ergebnisse mit seinen Funden vergleichend zu verbinden. Nur der gerade 30jährige ADOLPHE BRONGNIART (1801-1876) in Paris beantwortete einen Brief A. v. GUTBIERs nicht (siehe im Textband die Fußnote Seite. IV).

 

Eng und dicht fügen sich die Zeichnungen auf den XI Tafeln 1836 aneinander und die Bearbeiter einzelner Arten heute tun gut daran, diese Tafeln zu kopieren und die eine bestimmte Art betreffenden Zeichnungen GUTBIERs, oft verstreut auf verschiedenen Tafeln, nebeneinander anzuordnen. H. W. J. VAN AMEROM (1975) tat dies bereits im Falle der Sphenopteris nummularia in seiner Arbeit über die Eusphenopteriden.

 

Wer heute daran Anstoß nimmt, daß A. v. GUTBIER 1835/36 Rotliegend-Pflanzenfunde aus Zwickau (Reinsdorf) mit auf einigen Tafeln abbildete und später 1843 und 1849 Westfal-D-Pflanzenreste im Rahmen von Rotliegend-Pflanzenfunden erwähnte, sollte bedenken, daß der Begriff ,,Perm” erst mit MURCHISON 1841 als Zeitabschnitt zwischen dem Karbon und der Trias erkannt wurde. Die alten Bergmannsbegriffe ,,Rotliegendes” und ,,Zechstein” erhielten erst nach 1841 im ,,Perm” ihren Platz. Der Vorschlag von H. B. GEINITZ (1861) dafür den Begriff ,,Dyas” zu wählen, setzte sich nicht durch, verdeutlicht aber, daß man damals das ,,Rotliegende” sehr eng mit dem .,Schwarzkohlengebirge” bzw. der ,,Steinkohlenformation”, wie man damals sagte, verbunden sah.

 

Die Mühe, die wir heute aufbringen, die klassische Arbeit A. v. GUTBIERs in seinem Sinne zu nutzen und zu ergänzen, ist gering, verglichen mit dem Arbeitsaufwand von damals, einer Zeit des Kerzenlichtes, des Gänsekiels und des zeitaufwendigen Reisens mit den damaligen Verkehrsmitteln.

v. GUTBIER plante seine Arbeit mit ,,3 mal 9 bis 11 Tafeln”. Tatsächlich sind 1836 11 Tafeln erschienen. Die Tafeln XII bis XV sind im 1835 veröffentlichten Text genannt, aber leider später nie erschienen.

 

Nachfolgend zeigen wir die Handschrift August von Gutbiers als Notiz in seinem Buch: Geognostische Beschreibung von Zwickau 1834.

 

 

 

 

 

 

 

Ergänzende spätere Funde

 

Sphenopteris nummularia  (Original zu DABER 1955, Taf. XV, Fig.1) BA Freiberg

Sphenopteris lanceolata  (Original zu DABER 1955, Taf. III, Fig. 4 und Taf. XI, Fig. 5)

Museum Zwickau

Sphenopteris ovalis  (Original zu DABER 1955, Taf. I, Fig. 1) Museum Zwickau

Palmatopteris flexuosa  (Original zu DABER 1955, Taf. VI, Fig. 1 und 3) Museum Zwickau

Palmatopteris membranacea  (Original zu GEINITZ 1855, Taf. 24, Fig.8. und DABER 1955,

Taf. II, Fig.2) Museum Zwickau

Saccopteris cristata  (Original zu DABER 1955, Taf. VII, Fig. 4) Museum Zwickau

Saccopteris coralloides  (Original zu DABER 1955, Taf.X, Fig. 1) Museum Zwickau

Saccopteris erosa  (Original zu DABER 1955, Taf. VI, Fig.5) Museum Zwickau

Linopteris brongniarti ..(Original zu GUTBIER 1836, Taf. XI, vergrößerter Ausschnitt, siehe

dazu DABER 1955, Taf. XXI, Fig. 2a, DABER 1957 S.40, Abb. 1a, bzw. DABER &

HELMS 1981, S. 187 Abb.)

Neuropteris britannica  (Original zu DABER 1955, Taf. XXIV, Fig.3), BA Freiberg

Saaria allosuroides Museum Zwickau

 

 

Literatur

 

BARTHEL, M. (1976): Die Rotliegendflora Sachsens .-Abh.Staatl.Mus.Mineral.Geol. 24, 1-190. Dresden.

 

BEEGER, D. & THALHEIM, K. (1996): König Friedrich August II von Sachsen  als Förderer der

Mineralogischen Sammlung in Dresden.- Abh. Staatl. Mus. Min. Geol. Dresden, 42: 127-138; Dresden.

 

DABER, R. (1955): Pflanzengeographische

Besonderheiten der Karbonflora des Zwickau-Lugauer Steinkohlenreviers.- Z. Geol., Bh. 13. 1-95. Berlin.

 

GEINITZ, H. B. (1855): Die Versteinerungen der Steinkohlenformation in Sachsen.- Leipzig.

 

GUTBIER, A. v. (1834): Geognostische Beschreibung des Zwickauer Schwarzkohlengebirges und seiner Umgebung.-

Zwickau.

 

GUTBIER, A. v. (1835): Abdrücke und Versteinerungen des Zwickauer Schwarzkohlengebirges und seiner Umgebungen.-

Textband. - Tafelband 1836; Zwickau.

 

GUTBIER, A. v. (1843): Gäa von Sachsen.- 66-93; Leipzig.

 

GUTBIER, A. v. (1849): Die Versteinerungen des Rothliegenden in Sachsen. Dresden und Leipzig.

 

LANGER, W. (1968): CARL AUGUST ANDRÄ - AUGUST VON GUTBIER.- Argumenta palaeobotanica 2, 27-30; Münster.

 

PIETZSCH, K. (1962): Geologie von Sachsen. 1-870. Berlin.

 

POGGENDORFF, J. C. (1863): Biographisch-Literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften.-

              Bd. 1: 868, 885. 980; Leipzig.

 

Steinkohlenbergbauverein Zwickau e.V. (2000): Der Steinkohlenbergbau im Zwickauer Revier. 1-525. Zwickau.

 

STERZEL, J. T. (1901): Paläontologischer Charakter der Steinkohlenformation und des Rothliegenden von Zwickau. –

Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs  Sachsen,  Section Zwickau.  2. Aufl. Leipzig.