W. G. Berendsohn, C. Häuser & K.-H. Lampe (1999) 
Biodiversitätsinformatik in Deutschland: Bestandsaufnahme und Perspektiven
Bonner Zoologische Monographien 45. Zool. Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig, Bonn.


4.3. Informationssysteme zu genetischen Ressourcen in Deutschland

Die in Land- und Forstwirtschaft und in der Tierzucht zum Einsatz kommenden genetischen Ressourcen sind von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. Die direkte Förderung von Biodiversitätsprojekten durch das Bundesministerium für Landwirtschaft (BML) konzentriert sich auf diesen Bereich, oft in Zusammenarbeit mit dem BMU bzw. der BfN. So fördert das BML z.B. OEKOGEN - ein von der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) in Großhandorf entwickeltes Simulationsprogramm zur Modellierung des Einflusses verschiedener Maßnahmen auf die Biodiversität (BMU 1998). Ein weiteres Projekt befaßt sich mit der Abschätzung der genetischen Vielfalt der europäischen Rotbuche Fagus sylvatica. Hier sollen vom Institut für Forstgenetik und Pflanzenzucht rund 35 000 Individuen aus über 100 Beständen untersucht werden. Daneben existieren zahlreiche Datenbanken zu wichtigen Kulturpflanzen bzw. Sorten.

Das vom Informationszentrum für Genetische Ressourcen (IGR) in der Zentralstelle für Agrardokumentation und –information (ZADI) des BML entwickelte Informationssystem Genetische Ressourcen (GENRES) ist ein beispielhaftes WWW Informationssystem (IGR 1999). GENRES soll eine Verbindung zwischen den beim IGR zentral gespeicherten Meta-, Fakten- und Auswertungsdaten zu genetischen Ressourcen in Deutschland und den dezentralen Datenbeständen, die in den an GENRES mitwirkenden Einrichtungen vorhanden sind, herstellen. Im Zugang getrennt nach den vier Bereichen pflanzengenetische, tiergenetische, forstgenetische und mikrobielle Ressourcen bietet es zahlreiche Verweise auf Datenbanken, Projektinformationen, Institutionen und Dienstleistungen. Es liefert auch Informationen über deutsche, europäische und internationale Maßnahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen für die Ernährung, Land- und Forstwirtschaft. Hier finden sich auch Verweise auf Bund-Länder-Kooperationsgremien, wie die in den 80er Jahren gebildete Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft "Erhaltung forstlicher Genressourcen".

Ein wichtiges, vom IGR koordiniertes Kooperationsprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, ein Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen (BIG) als Online-System im Internet zur Verfügung zu stellen. Das BMBF-finanzierte Projekt soll Datenbanken und Fachwissen aus vier wichtigen Organisationen zusammenfassen: (1) Teile der Datenbanken am Bundesamt für Naturschutz, so das Arteninventar, Verbreitung, Bestandssituation und Ökologie der einheimischen Wildpflanzen, Artenschutz; (2) das unter SysTax (s.u.) in Kooperation mit dem Verband Botanischer Gärten implementierte Informationssystem Botanischer Gärten mit den Pflanzenbeständen vieler deutscher Botanischer Gärten; (3) die Datenbank des Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben mit fast 100 000 Kulturpflanzen-Akzessionen der Genbank und einer projektierten Datenbank zu Mansfeld's World Manual of Agricultural and Horticultural Crops; (4) fruchtartenspezifische Datenbanken des IGR. Die zentrale Datenbank soll vom IGR vorgehalten werden.

Unabhängig von BIG existiert ein BMU/BfN gefördertes Forschungs- und Entwicklungsprojekt "Beitrag der Deutschen Botanischen Gärten zur Erhaltung Biologischer Vielfalt und Genetischer Ressourcen. - Bestandsaufnahme und Entwicklungskonzept" im Auftrag des Verbandes Botanischer Gärten und in Kooperation mit Botanic Gardens Conservation International (BGCI). Als Ziel gilt die Entwicklung eines Konzepts zur Erhöhung der Wirksamkeit der Botanischen Gärten im nationalen und internationalen Arten- und Naturschutz, auch durch Koordinierung von Datenverarbeitung (Barthlott et al. 1999).

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Inhalt | 1. Biodiversitätsinformation | 2. Biodiversitätsinformatik | 3. Internationale Strukturen: 3.1. Politischer Rahmen; 3.2. Umsetzung international, 3.3. Initiativen; 3.4. Standardisierung | 4. Strukturen in Deutschland: 4.1. Umsetzung internationaler Übereinkommen; 4.2. Umweltinformationssysteme; 4.3. Genetischen Ressourcen; 4.4. Gobale Biodiversität; 4.5. Zusammenfassung | 5. Strategie und Prioritäten: 5.1. National koordinierte Forschungsförderung; 5.2. Verbesserung der Infrastruktur; 5.3. Informationserschließung | Danksagung | Zitierte Literatur | Abkürzungen | Home


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