Direkt zum Inhalt

Baum des Jahres 1998 / Tree of the Year 1998

Die Silberweide - Salix alba

Die Gattung der Weiden umfaßt ca. 400 Gehölzarten, die meist in den nördlichen Zonen der Erde vorkommen. Zum Teil lassen sich diese schwer voneinander unterscheiden und neigen auch zur Bastardierung. Schon Goethe hatte bei seinen Naturforschungen Probleme mit der Abgrenzung der Weidenarten und bezeichnete die so ungewöhnliche Gattung als ein "lotterhaftes Geschlecht". Der Gattungsname Salix stammt von dem lateinischen Wort "salire" (= springen) und bezieht sich auf das schnelle Wachstum der Weiden. Die jungen Blätter sind auf beiden Seiten, später meist nur auf der Unterseite, silbrig behaart (daher der deutsche Name !)

Die Silberweide ist die am häufigsten vorkommende Weidenart und die Lebensdauer beträgt ca. 80-100 Jahre, an günstigen Standorten sogar bis zu 200 Jahre. Der Habitus ist gekennzeichnet durch die kräftigen, stark aufwärts gerichteten Äste, die in dünnen, biegsamen Zweigen und Trieben auslaufen.

Die Pflanze ist zweihäusig, d.h. männliche. und weibliche Kätzchen befinden sich auf verschiedenen Pflanzen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Frühblühern, z.B. den Pappeln und Ulmen, erfolgt bei der Weide die Bestäubung nicht durch den Wind, sondern durch Insekten. Für den Imker ist die Weide daher ein wichtiger Baum. Die Blütezeit von April-Mai fällt mit dem Laubaustrieb zusammen. Die Samen reifen von Juni-Juli und tragen lange weiße Haare als Flughilfe.

Das weiße, zähe und elastische Weidenholz wird u. a. gebraucht, um Hockeyschläger, Kricket-Schlaghölzer und Holzschuhe herzustellen. Wichtiger als das Holz sind die Weidenruten, die zu vielerlei Flechtwerk verarbeitet werden. Die Rinde wird zum Gerben von Leder gebraucht und die Wurzeln dienen zur Herstellung einer roten Farbe.

Im Volksglauben wird den Weiden eine finstere Rolle zugeschrieben. Für die Germanen und Griechen war die Weide das Symbol für den Tod. Der oft hohle Baum sollte dem Teufel und den Hexen als Wohnsitz dienen.

Für die Vögel ist die Weide, insbesondere die Kopfweide, der ideale Baum. Der rauhe Stamm und die knorrige Krone sind für viele Vögel sowohl Futterplatz als auch Zufluchtsort.

Die Silberweide gehört zu den wichtigsten Gehölzen der stark gefährdeten Auwälder, deren Neuanlage und Regeneration die immer häufiger vorkommenden Hochwasser eindämmen könnten.

[Text: Gärtnermeisterin U. Lohmann]

Weitere Pflanzen des Jahres / Others Plants of the Year