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Wissenswertes über Pflanzensamen

Pflanzliche Samen sind kleine Wunderwerke. Sie enthalten das gesamte genetische Material einer Pflanze, sie können fliegen, schwimmen, durch den Magen-Darmtrakt von Tieren wandern, Hitze, Feuer und Kälte überleben, jahrelang im Dornröschenschlaf verbringen, Hunderte von Kilometern zurücklegen - und nach manchmal mehreren dieser Strapazen auskeimen und wieder zu einer vollständigen Pflanze heranwachsen. Die Evolution des Samens ist einer der wichtigsten Gründe für die Dominanz der Samenpflanzen in der heutigen Vegetationsdecke der Erde.

In jedem Samen liegt ein meist sehr kleiner, manchmal winziger ruhender pflanzlicher Embryo. Dieser Embryo kann, geschützt von der Samenschale und häufig auch der Fruchthülle, Ruheperioden wie Trockenzeiten oder Kälteperioden unbeschadet überstehen, um bei günstigen Bedingungen das Wachstum wieder aufzunehmen. Die wesentlichen Vorraussetzungen für die Keimung der Samen ist Wasser, das vom Samen aufgenommen wird, und eine ausreichende Temperatur. Die meisten Samen enthalten ein Nährgewebe (Endosperm), das bei der Keimung die junge Pflanze mit Nährstoffen versorgt.  Es handelt sich in der Regel um Stärke (wie in Getreidekörnern), um Eiweiß (wie in Bohnen- oder Erbsensamen) oder um Öl (wie in Sonnenblumensamen). Manche Samen, zum Beispiel die der Orchideen, haben keinerlei Nährgewebe und sind deshalb bei ihrer Keimung auf einen symbiontischen Pilz angewiesen.

Die meisten Samen können bis auf eine minimale Restfeuchte austrocknen. Ihre maximale Lebensdauer ist zu Art zu Art unterschiedlich. Manche Pflanzenarten haben Samen, die nicht austrocknen dürfen und nur in einem kurzen Zeitraum nach der Reife auskeimen können. Die meisten Samen aber sind trockenresistent und bleiben über einen längeren oder langen Zeitraum keimungsfähig. So können Pflanzen mit Hilfe ihrer Samen weite Strecken zurücklegen und lange Zeiträume überleben.

Diese Austrocknungsresistenz wird genutzt, um Samen in Saatgutbanken für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte am Leben zu erhalten. Durch die Trocknung der Samen wird die Stoffwechselaktivität des pflanzlichen Embryos reduziert und seine Lebensdauer verlängert. Zusätzliches Einfrieren verstärkt diesen Effekt.

Der Mensch nutzt Pflanzensamen auf vielfältige Weise. Größte Bedeutung haben die Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Reis und Mais, deren Samen Stärke als Nährgewebe enthalten. Bohnen- und Erbsensamen sind sehr eiweißreich; und die Samen der Sonnenblume und des Leins sind ein wichtiger Öllieferant. Samen sind auch die wichtigste Grundlage unserer Kleidung: die Samenhaare der Baumwolle sind so lang und fein, dass sie versponnen werden können. Inhaltsstoffe von Samen wie die ätherischen Öle des Fenchels oder ganze Samen wie der Leinsamen werden als Arzneimittel verwendet. Schließlich wird mit Hilfe von Saatgut der Großteil unserer Nutzpflanzen vermehrt.